Pleistozäne Rinnen und der DGH-Effekt

-- Warum „Gorleben“ die falsche Wahl war --

-- Geowissenschaftliche Zukunftsperspektiven --

von

Dieter ORTLAM (Achern/Bremen)

mit

                                                   19 Abbildungen und 1 Tabelle

 

Herrn Dr. Richard von WEIZSÄCKER zum 90. Geburtstag

und der Nachwelt als Verpflichtung

 

(Vortrag, gehalten am 17. 04. 2010 in Dannenberg anlässlich des „Gorleben“-Hearings der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg e. V. – Alle Rechte beim Autor)

 

Key words: Endlagerung, Salinar, Gorleben, Rambow, Asse, pleistozäne Rinnen, Genese, Konfiguration, Quartärbasis, Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Oberrheingraben, Mittelbaden, Alpen, Skandinavien, Gorlebener Rinne, Reeßelner Rinne, Laaser Rinne, Wintermoorer Rinne, Oberrhein-Rinne, Bodensee-Alpenrhein-Rinne, Inn-Rinne, Aare-Rinne, Rhône-Rinne, Gardasee-Rinne, Norwegische Rinne, Tertiäre Platte, Tertiärer Ton, Drainage, Grundwasser, Potential, Grundwasser-Speicherstätte, Nachhaltigkeit, Entnahme, Wasserwerke, Nordheide, Blumenthal/Vegesack, Bremerhaven, Langen, Leherheide, Wulsdorf, Bexhövede, Inlandeis, Grundwasser-Export, Verbreitung, Elster-Kaltzeit, Mindel-Kaltzeit, Saale-Kaltzeit, Riss-Kaltzeit, Lößdecken, Rheinseiten-Rinnen, Heidelberger Loch, Hamburger Loch, Soltauer Becken, Geiswasser Becken, Rückschmelzphase, Bedières, Gletschertöpfe, Gletscher-Mühlen, Zwickel-Stauseen, Entleerung, Ice-Surging-Prozess, Märjelen-See, Gorner-See, Meeresspiegelanstieg, Mega-Muren, Eis-Karst, Eiskarst-Schwamm, Gletscher-Stuben, Rinnentiefgänge, Siphonen, subglazial, mäandrierend, achterbahnartig, Grundmoränen, allochthon, Stapelung, Eis-Exaration, Fjorde, Sunde, Zungenseen, Wostok-See, Lake Ellsworth, Petermann-Gletscher, Wissard-Projekt, Edda, Niflheim, Muspelheim, Archimedisches Prinzip, Tauchgleichgewicht, DGH-Effekt, Alte Sau, Old Sow, Fluid-Tornado, DGH-Quotient, Hydraulik, Jojo-Effekt, Amsterdam, Ostfriesische Inseln, Süßwasserlinse, Titanic-Eisberg, Grönland, dropstones, Ballast-Kiel, Geröllbewehrung, Titanic, Kollision, Schiffskatastrophe, hot spots, mineral spots, Perforation, Treppenhaus-Leakage-Effekt, Lauenburger Schichten, Bändersedimente, Warwite, Tiefgefrornis, Permafrost, Rollendes Peilrohr, Gipshut, Caprock, Salzspiegel, Residualton, selbstabdichtend, Mehrfach-Barrieren-System, Geo-Barrieren, Radiolyse, Bremer Becken, Lesum, Lilienthal, Delmenhorst-Osterholz, Elbe-Jeetzel-Niederung, Dauerlaugung, Salzwasser, Extrusion, Aufstiegswässer, Sielwirtschaft, Halophyten, edaphisch, Aussüßung, Grundwasser, Transfluenz, Lüneburger Heide, Göhrde, Salinartektonik, Erdfälle, Halokinese, Mittelmeer-Mjösen-Zone, Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung, Geest-Insel, Zeugenberg, Höhbeck, Weyerberg, Drenthe II, Verbreitung, Hydrosphäre, Salinosphäre, Halokinese, Öl-GAU, Golf von Mexico, Barents-See, Nowaja Semlja, Rückholbarkeit.

 

Zusammenfassung: Es werden die umfangreichen hydrogeologischen Arbeiten im Bereich des Salinars „Gorleben“ in Nordost-Niedersachsen zur Trink- und Brauchwasserversorgung der örtlichen Bevölkerung und der Freien und Hansestadt Hamburg im Zuge der Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung in der Zeit zwischen 1966 und 1974 geschildert. Als Ergebnis wurde eine der größten Grundwasserspeicherstätten Europas mit einem nutzbaren Volumen von 125 Mrd m³ (nachhaltig: im nördlichen Niedersachsen entdeckt. Durch den Nachweis umfangreicher pleistozäner Rinnensysteme, deren Bremer Entdeckungsgeschichte und subglazialer Genese dargelegt wird, und der mächtigen Braunkohlensande der tertiären Platte in Nord-Niedersachsen können diese Grundwasser-Reserven durch den vorliegenden natürlichen Drain-Effekt voll genutzt werden. Die Bedeutung dieses wichtigen Rohstoffs Grundwasser für die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland als Exportgut, z. B. für die Anrainerländer des Mittelmeeres, wird bisher unterschätzt, zumal in Süddeutschland ähnliche Grundwasser-Potentiale entwickelt werden können. Die weite Verbreitung und die großen Tiefgänge (bis 1000m) der pleistozänen Rinnensysteme – bedingt durch subglaziale Mega-Muren bei der Entleerung von Zwickel-Stauseen und des Eis-Karstes bei Ice-Surging-Prozessen -- sind nicht nur für Norddeutschland sondern auch für Süddeutschland einschließlich der Alpen nachgewiesen, zumal die elsterzeitlichen Inlandeisdecken von Skandinavien und den Alpen im Süden Deutschlands aufeinander prallten und ausgedehnte subglaziale Rinnen während ihrer Rückschmelzphasen hinterließen, deren Grundwasser-Potential erheblich und heute noch kaum genutzt ist. Jede Inlandeisdecke in der Welt hat ihre subglazialen Rinnen und Becken ausgebildet, einschließlich Grönland und Antarktis (u. a. Wostoksee-System, Lake Ellsworth, Wissard-Projekt).

Durch den weltweit bedeutenden DGH-Effekt (= Archimedisches Prinzip) sind die Grundwasserleiter in Norddeutschland – trotz zahlreicher hochaufragender Salinare – bis in 400m Tiefe ausgesüßt. Lediglich an den Salinar-Flanken und in den – gegenüber ihrer Umgebung – tief liegenden Gebieten des Bremer Beckens und der Elbe-Jeetzel-Niederung treten aktive Versalzungen der Grundwasserleiter bis zur jeweiligen Geländeoberfläche auf. Die aktive Dauerlaugung der örtlich vorliegenden Salinare (z. B. „Gorleben“) vollzieht sich durch die tief einschneidenden pleistozänen Rinnensysteme in die Salinare (= Salzstöcke und Salzmauern) durch den Treppenhaus-Leakage-Effekt (= TL-Effekt) und den DGH-Effekt. Die weltweite Verbreitung beider Effekte wird dargelegt und ihre Bedeutung bei der Endlagerung hochradioaktiver Stoffe in Salinaren kritisch diskutiert. Alternativen zur Salz-Endlagerung anhand eines Mehrfach-Barriere-Systems und anderer geologischer Einheiten werden aufgezeigt. Eine ergebnisneutrale Untersuchung von mehreren Geotopen mit vorher festgelegten notwendigen Bedingungen sollte unverzüglich eingeleitet werden. Dabei kommt der kostengünstigen und schnellen Geochemischen Kartierung oberflächennaher Grundwasserleiter mithilfe des Rollenden Peilrohres eine nicht unwichtige Bedeutung zu, um eine primäre Salzspiegeldichtung als weitere Geo-Barriere zu testen.

Einige Informationen aus der Germanischen Edda geben interessante Hinweise zur geowissenschaftlichen Erklärung von Niflheim, Muspelheim und der tiefen Sunde/Fjorde sowie der Zungenseen in der Quartärzeit Europas.

 

1. Einführung

 

Die nachfolgenden Betrachtungen sind das Ergebnis eines recht neugierigen und interdisziplinär denkenden Geowissenschaftlers, der als Hydrogeologe zwischen 1966 und 1974 im Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung (Hannover) und anschließend bis 1997 als Leiter des Amtes für Bodenforschung Bremen (Außenstelle des NLfB; heute: Geologischer Dienst Bremen) tätig war. Als eines der ersten Projekte wurde mir im Jahre 1966 die hydrogeologische Erkundung zur Erweiterung der Grundwasserförderung des Wasserwerkes auf dem Höhbeck, einer 75m aufragenden Geest-Insel (= Zeugenberg) in der Elbe-Jeetzel-Niederung auf dem Salzstock (= Salinar) „Gorleben“, übertragen, um den in den Sommermonaten dort einbrechenden Versalzungen der verstärkten Grundwasserförderung des dortigen Wasserversorgungsverbandes des Landkreises Lüchow-Dannenberg nachzugehen. Damals hatten meine Kollegen und ich noch keine Ahnung über eine Störung des sensiblen Tauchgleichgewichts zwischen leichtem Süßwasser und dem schwereren Salzwasser im Untergrund von Nord-Niedersachsen, was später dann unter dem Namen DGH-Effekt in die Literatur Eingang fand (ORTLAM 1984, 1989 und 2000). Es konnte damals nur die definitive Aussage gemacht werden, dass die bei stärkeren (sommerlichen) Grundwasserentnahmen auftretenden Salzwassereinbrüche nur von unten vom Salinar „Gorleben“ durch undichte Stellen (Perforationen bindiger Deckschichten) stammen können (GROBA & ORTLAM 1966, ORTLAM 1972a). Die genauen hydraulischen Kontakte waren 1966 jedoch nicht klar und konnten erst Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts u. a. im Zuge der umfangreichen geowissenschaftlichen Untersuchungen im Bremer Becken und in der Elbe-Jeetzel-Niederung sehr detailliert aufgeklärt werden.

 

2. Geowissenschaftliche Untersuchungen (1966-1974)

 

Die ursprüngliche Situation änderte sich zuerst durch das umfangreiche Tiefbohrprogramm der zweiten Wasserwirtschaftlichen Rahmenplanung in der BRD, dem Gebiet „Obere Elbe“ (Abb. 1), das zusammen mit Mitteln des Landes Niedersachsen, des Bundes und vor allem der damals nach Grundwasser dürstenden Hamburger Wasserwerke (HWW) finanziert wurde (GROBA, ORTLAM & VIERHUFF 1969, ORTLAM 1972a, LIERSCH 1972). Die Betreuung dieses im Jahre1966 im Westen der Lüneburger Heide gestarteten Bohrprogramms wurde mir von meinen damaligen Vorgesetzten Dr. R. WAGER und Dr. W. RICHTER allerdings mit der Vorgabe übertragen, dass „ich kaum tiefer als 100m zu bohren hätte, weil ab dieser Tiefe nur noch mit Salzwasser wegen den hochliegenden Salinaren in der Lüneburger Heide zu rechnen wäre“ (WAGER 1956 und 1957). Außerdem wurde 1968 ein Bohrprogramm östlich der Ilmenau aus Mitteln des Niedersächsischen Zahlenlottos gestartet, um örtliche hydrogeologische Probleme zur Grundwasserversorgung zu klären (ORTLAM 1972b).

 

 

Abb. 1: Aufschlussbohrungen im Wasserwirtschaftlichen Rahmenplan „Obere Elbe“ (1966-1971) mit dem Verlauf der neu erkundeten pleistozänen Rinnen (Pfeil = Reeßelner Rinne) und Becken mit deren Erstbenennung, begrenzt durch die 100m –NN-Tiefenlinie der Quartärbasis, und den zahlreichen Salinaren (gestrichelt; aus: ORTLAM 1972a, 1975, ORTLAM & VIERHUFF 1978 und JARITZ 1973). Grüne Farbe: Salzaufstiege im Bereich der Salinare „Gorleben“ und „Gr. Heide-Siemen“ (blau).

 

Bereits die ersten Bohrungen in der Lüneburger Heide südlich von Hamburg zeigten jedoch, dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als auch in den miozänen Schichten der Tertiären Platte vorhanden war. Ermutigt durch diese neuen Erkenntnisse konnte ich dann die nachfolgenden Jahres-Bohrprogramme nach Osten in die Göhrde mit wesentlich größeren Bohrtiefen konzipieren, so dass die Möglichkeit bestand, die immer tiefer erkundeten pleistozänen Rinnen nahezu vollständig auszuloten, wobei geoelektrische Messungen damals als einzige Vorerkundungsmethode erste vage Hinweise auf diese Rinnensysteme gaben. Seismische Auswertungen der Erdölindustrie erbrachten damals – im Gegensatz zu heute (Projekt „BurVal“ 2006) -- leider keine relevanten Ergebnisse. Trotz einer aufwendigen Vorauswertung vorhandener Archivbohrungen wusste ich damals noch nicht einmal, in welche Richtung diese neu entdeckten Rinnen verliefen und welche Tiefgänge sie erreichen würden (GROBA, ORTLAM & VIERHUFF 1969, ORTLAM 1972a und 1972b).

 

 

Abb. 2: Lage der Quartärbasis (Meter unter NN) in Nordost-Niedersachsen (aus: ORTLAM 1972a, 1975, ORTLAM & VIERHUFF 1978). Pfeil = Reeßelner Rinne mit einer Quartärbasis bei 434m unter NN.

 

In der Reeßeln-Karwitzer Rinne (Abb. 2) östlich von Lüneburg wurde dann 1969 eine Rekordmächtigkeit pleistozäner Schichten nördlich der Mittelgebirge mit insgesamt 502m erbohrt (ORTLAM & VIERHUFF 1978, Tab. 1). Auf noch größere Mächtigkeiten in Europa komme ich jedoch später noch zurück, weil dieser Punkt ein wesentliches Kriterium zur Beurteilung der Endlagerung höchst brisanter Stoffe in einem Salinar wegen eines nicht erwünschten Kurzschlusses von der Salinosphäre mit der Hydrosphäre darstellt.

Genau die gleiche Bedeutung für die hydrogeologische Erkundung im Gebiet „Obere Elbe“ hatte im Zuge der ausgedehnten Bohrprogramme die Beobachtung, dass östlich der Göhrde mit dem Beginn der tiefliegenden Elbe-Jeetzel-Niederung sich die geochemischen Verhältnisse der pleistozänen und tertiären Aquifere schlagartig ändern. Statt Süßwasser erbrachten die zahlreichen Aufschlussbohrungen überwiegend Salzwasser, das z. T. bis zur Erdoberfläche reichte. Als einziges Ergebnis zu ihrer Genese stand fest, dass die dort vorliegenden Salinare „Gr. Heide-Siemen“, „Wustrow“ und „Gorleben“ als Verursacher dieser hoch aufragenden Versalzung galten. Problem war jedoch, wie kommt – gegenüber leichtem Süßwasser -- spezifisch schweres Salzwasser der Salinare bis zur Erdoberfläche und welche Hydraulik steckt dahinter?

 

2.1. Der DGH-Effekt, Alte Sau (Fluid-Tornado)

 

Das Problem war jedoch vom Griechen ARCHIMEDES von Syrakus (285-212 v. Chr.) bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. durch die Entdeckung des Gesetzes zur Schwimmfähigkeit von Schiffen grundsätzlich gelöst und allgemein – vor allem im Schiffbau -- verbreitet („Archimedisches-Prinzip“). Auch waren von den Inuit und aus der Seeschifffahrt die Tauchtiefen der grönländischen Eisberge im Meerwasser durchaus bekannt: aufgrund des geringeren spezifischen Gewichtes von Eis (0,911674g/cm³, ohne etwaige schwerere Grundmoränenanteile!) gegenüber dem Meerwasser (~1,03g/cm³) ergibt über Wasser nur eine Höhe von ~1/10, dagegen unter Wasser eine Eintauch-Tiefe von ~9/10. Wegen den gelegentlich anhaftenden Grundmoränen-Anteilen einschließlich erratischer Blöcke (= die später abgelagerten Tropfsteine/dropstones am Meeresgrund) kann sich dieses Verhältnis jedoch etwas verschieben und auch als stabilisierender Ballast-Kiel der Eisberge fungieren und beim Entladen dieser Gewichte zu den gefürchteten, unkontrollierbaren Rollbewegungen des Eisberges mit entsprechenden Klein-Tsunamis führen.

Gerade der dunkelfarbige Grundmoränen- bzw. Blockgeröll-Anteil eines weißen Eisberges hat im Falle der „Titanic“-Kollision wegen des punktuellen Schmirgel-Effektes und dem fatalem Aufschlitzen/Eindrücken der seitlichen Bordwand durch die zahlreichen Schotts zu deren tragischem Untergang am 14./15. April 1912 geführt (Abb. 3). Die vor dem damaligen US-Senatsausschuss dokumentierte Zeugenaussage des Matrosen Reginald LEE aus dem Krähennest der „Titanic“ (HÖGE 2012) bei der Erstsichtung des Eisberges direkt voraus: „Eine dunkle Masse, die durch den Dunst kam, mit einer weißen Spitze!“ und bezeichnende Zeugenschilderungen von reinem Eis von der Eisbergspitze auf dem Oberdeck der „Titanic“>20m über dem Meeresspiegel belegen diese Gegebenheiten allzu deutlich.

Fazit: Ein Frontal-Crash mit dem Eisberg hätte sehr wahrscheinlich die Rettung des Schiffes und der >1500 ertrunkenen Menschen gebracht! Reines Eis hätte nämlich die zahlreichen Schotts der „unsinkbaren Titanic“ kaum aufschlitzen können (falls die Nieten gehalten hätten), so dass es nicht zum Untergang gekommen wäre. Diese neuen glazialgeologischen Befunde sind bisher als eigentliche Ursache für den Untergang der „Titanic“ noch gar nicht ausreichend diskutiert worden, auch nicht die Herkunft und Genese des großen Titanic-Eisberges. Er stammte entweder vom schnellen Jakobshagen-Gletscher bei Illulisat oder vom Petermann-Gletscher an der Nordwestküste Grönlands, die aufgrund von zeitweiligen Ice-Surging-Prozessen gewaltige Eisberge gebären, wie dies beim letzteren am 05. 08. 2010 durch große Flutwellen (= Tsunamis) und dadurch verursachte Eisabgänge zu beobachten war.

Eine ähnliche Situation von gewaltigen Ice-Surging_Prozessen droht im Bereich der beiden großen z. Zt. noch gebremsten Eisablass-Düsen der Antarktis – dem Wedell-Schelfeis und dem Ross-Schelfeis -- , die beide den innerantarktischen Eisausfluss durch die Rauigkeit der jeweiligen Schelfoberflächen momentan z. Zt. noch gewaltig behindern. Sollten jedoch diese beiden Schelfeiskörper durch endogene (z. B. Erdbeben) und/oder exogene Ereignisse (z. B. Meerwassererwärmung, Tsunamis) zu Ice-Surging-Prozessen angeregt werden, dann gäbe es kein Halten mehr für den schlagartigen Ausfluss der gewaltigen innerantarktischen Eismassen oder Teile davon in den Welten-Ozean. Hieraus ergeben sich dann gewaltige Meeresspiegelanstiege von mehreren Metern bis in den Bereich von >10m Höhe, wie dies bereits am Beginn des Atlantikums anhand der Kartierung von abgetauchten Strandterrassen um die Bermudas nachgewiesen werden konnte (freundliche mündliche Mitteilung Prof. Dr. D. MEISCHNER. und Dr. R. VOLLBRECHT, Uni Göttingen). Dieses von mir Anfang der 90er Jahre bereits entwickelte Szenario wurde mehrfach mit Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI, Bremerhaven) diskutiert und bisher von diesen immer abgelehnt, was auch für die Bremischen Deichverbände gilt. Zwischenzeitlich scheint nun allmählich Bewegung in die Angelegenheit zu kommen, da nun im Filchner-Rönne-Schelfeis (innerer Teil des Wedell-Schelfeises) ähnliche Szenarien selbst vom AWI angedacht werden.

 

 

Abb. 3: Darstellung eines grönländischen Eisberges mit seinen Eintauch-Dimensionen sowie eine vergleichende Darstellung zu einem (getauchten) Blauwal und der „Titanic“ in Kollision mit dem -- seitlich geröllbewehrten – Eisberg und seinem verheerenden punktuellen Schmirgel-Effekt (Rechts-/Links-Situation mit unterschiedlichen Schiffsprofilen)

 

Was nun das Tauchgleichgewicht betrifft, haben erst die beiden niederländischen Militärs DRABBE & GHIJBEN in den Jahren 1887-89 und der deutsche Baurat HERZBERG in den Jahren 1885-1900 -- unabhängig voneinander -- im Bereich von Amsterdam bzw. der Insel Norderney und anderen ostfriesischen Inseln sowie auf Helgoland die physikalischen Beziehungen zwischen leichtem Süßwasser und dem darunter liegenden schweren Salzwasser der Nordsee (= 2,9Gw% Salzgehalt), die sich nicht miteinander im Porenaquifer des Untergrundes vermischen, entdeckt.

 

 

Abb. 4: DGH-Effekt im Bereich einer Insel bzw. einem Kontinent mit Süßwasserablaufröhre (= freshwater current pipe, FCP); ergänzt aus ORTLAM 2000.

 

Bei einem Salzgehalt von etwa 2,9% ergibt sich ein Verhältnis bzw. ein Quotient von 1:34,5 (Abb. 4), d. h. bei einer angenommenen Grundwasserspiegelfläche von 2m +NN -- bedingt durch die jahreszeitlich bedingte Regenwasserregeneration auf einer Insel bzw. einem Kontinent -- liegt die Süß-/Salzwassergrenze bei 69m –NN (DGH-Quotient 1:34,5). Wird die Grundwasseroberfläche durch eine Grundwasserentnahme mittels eines Brunnens aber nur um 1m abgesenkt, ändert sich sofort das variable Tauchgleichgewicht in der Tiefe. Innerhalb des vorliegenden Absenktrichters schnellt die Süß-/Salzwassergrenze um 34,5m, bei 2m Absenkung bereits um 69m nach oben, so dass es dann zu massiven Salzwassereinbrüchen in den Brunnen von unten kommt (= Upconing). Stellt man die dadurch geochemisch überzogene und belastete Grundwasserförderung aber ein, springt das System unverzüglich wieder in den ursprünglichen Zustand zurück-- mit leichter Verzögerung durch den vertikalen Kf-Wert des Aquifers.

Dieser hydraulische Jojo-Effekt wurde 1989 zu Ehren der Entdecker DRABBE, GHIJBEN und HERZBERG als DGH-Effekt (ORTLAM 1984, 1989 und 2000), d. h. dem variablen Tauchgleichgewicht zweier nicht mischbarer Flüssigkeiten mit unterschiedlich spezifischen Gewichten, beschrieben. Dabei ist wichtig, dass der DGH-Quotient bei Brackwasser mit 1,5% (z. B. in der südlichen Ostsee oder schwach salinaren Wässern) auf 1:67 ansteigt, dagegen bei höherer Salzkonzentration mit 6% (z. B. bei stark salinaren Wässern, Tab. 1) auf einen Wert von 1:17 absinkt, wie dies im Bremer Becken mehrfach zu beobachten ist (ORTLAM 1982, ORTLAM & SAUER 1996). Der DGH-Quotient lässt sich aber bei weiterer Verdünnung nicht unbegrenzt steigern, weil etwa bei einem Salzgehalt <1% die Diffusion im Kluft- oder Porengrundwasserleiter zwischen den beiden bisher nicht mischbaren Medien Süß- und Salzwasser einsetzt und den DGH-Effekt damit außer Kraft setzt (Abb. 5). Diese grundlegendenden Erkenntnisse zum DGH-Effekt, die weltweit zu beobachten sind, haben im Binnenland bisher kaum Beachtung gefunden (u. a. LÖHNERT 1966b u. 1968) und lassen sich weder in den Publikationen über das „atomare Versuchs-Endlager“-Salinar „Asse“ östlich Salzgitter noch in den 2007 publizierten Abschlussbänden der BGR zum Untersuchungsprogramm des Salinars „Gorleben“ wiederfinden (KLINGE et al 2007, KÖTHE et al. 2007, BORNEMANN et al. 2007), was übrigens auch für andere fachrelevante Publikationen und Berichte zutrifft.

Ein – umgekehrter – DGH-Effekt liegt in der bekannten „Alten Sau“ (= Old Sow) bei Flusseinmündungen ins Meer vor, wobei sich durch starke Meeresströmungen und Winde abnormale Salzwasserüberschichtungen über Süßwasser im küstennahen Bereich zeitweise und örtlich ausbilden können, die dann durch mächtige Strudelbewegungen gravitativ das schwerere Salzwasser unter das liegende, leichte Süßwasser verbringen, eine für Schiffe lebensgefährliche Situation (= Fluid-Tornado, hiermit).

 

Salzgehalt (in Gw.%)    spezif. Gewicht (g/cm³)      DGH-Quotient, H2, (m)

<1%                                <1,010g/cm³                        zunehmende Diffusion/Vermischung!

 1                                      1,010                                     100m (~Ostsee)

 1,5                                   1,015                                       66,7 (~Ostsee)

 2                                      1,020                                        50 (~Skagerrak)

 2,7                                   1,027                                        37 (~Nordsee)

 2,9                                   1,029                                        34,5 (~Nordsee)

 3                                      1,030                                        33,3 (~Atlantik)

 3,5                                   1,035                                        28,6 (~Atlantik/Mittelmeer)

 4                                      1,040                                        25 (~Rotes Meer)

 5                                      1,050                                        20 (Bremer Becken)

 6                                      1,060                                        16,7 (Bremer Becken)

 7,5                                   1,075                                        13,3 Bremer Becken)

10                                     1,100                                        10 (~Totes Meer)

12,5                                  1,125                                          8 (~Totes Meer)

15                                     1,150                                          6,7 (~Totes Meer/Salzseen)

20%                                 1,200g/cm³                                 5m (~Salzseen/Schotts)

 

Tab. 1: Errechnete DGH-Quotienten (Tauchtiefengleichgewicht zwischen Süß- und Salzwasser)

 

 

Abb. 5: Beobachtete DGH-Quotienten (H2) bei verschiedenen Salzkonzentrationen des Untergrundes (Bedingung: messerscharfe Begrenzung von Süß- und Salzwasser, kein Diffusionsausgleich).

 

2.2. Nordwestdeutsches Tertiär-Becken

 

Das Erkundungsprogramm „Obere Elbe“ und das ergänzende Lottoprogramm beendete ich dann im Jahre 1971 (ORTLAM 1972a und 1972b), woran sich das umfangreiche interdisziplinäre DFG-Schwerpunktprogramm „Korrelierung stratigraphischer Einheiten im Norddeutschen Tertiärbecken“ zur Betreuung bis zum Jahre 1975 anschloss (ORTLAM 1973b, 1974 und 1975). Dabei wurden die weiteren Bohrprogramme in den danach anlaufenden Wasserwirtschaftlichen Rahmenplänen „Untere Elbe“ (ORTLAM 1973a) sowie „Nördlich der Aller“ mit einbezogen und geowissenschaftlich intensiv ausgewertet. Dadurch konnten zwischen Elbe im Norden und Weser-Aller im Süden insgesamt 500 neue, direkt vor Ort geowissenschaftlich betreute Aufschlussbohrungen neben den vorhandenen Archivdaten ausgewertet und berichtet werden. Die hydrogeologische Erkundung des Gebietes zwischen Elbe im Norden und Weser-Aller im Süden erbrachte anschließend den Nachweis der größten zusammenhängenden Grundwasserspeicherstätte Europas mit einem Gesamt-Grundwasservorrat von insgesamt 125 Mrd. m³ (2500km² Fläche x 200m Aquifer-Mächtigkeit x 0,25 Porenvolumen). Diese jungfräuliche Grundwasser-Ressourcen liegen in den miozänen und quartären Grundwasserleitern der Tertiären Platte bzw. der tiefen Rinnensysteme vor, wobei letztere als natürliche, lange Drainstränge für die optimale Drainage der mächtigen feinsandig-schluffigen Abschnitte des Miozäns im natürlichen Zustand und – noch besser – bei einer aktiven Grundwasserentnahme (z. B. Brunnenbau) fungieren (Abb. 6, 8 und 11), wie dies bei der Installation des Wasserwerkes „Nordheide“ der Hamburger Wasserwerke unter Nutzung der Wintermoorer und der Hanstedter Rinne in den 70er Jahren erfolgreich durchgeführt und meine ursprünglich stark angezweifelte These belegt wurde. Die jährliche Grundwasser-Regeneration beträgt in diesem ~2500km² großen Gebiet aufgrund der geringen Niederschläge (etwa 700mm/a) nur ~200mm/a, so dass sich hieraus eine nachhaltige Grundwasserentnahme von gut 50 Mio m³/a ableiten lässt. Deutschland ist somit ein grundwasserreiches Land und könnte mit seinen großen Vorkommen in Süddeutschland (quartäre Rinnensysteme im Oberrheingraben und im bayrisch-schwäbischen Voralpenland) zum nachhaltigen Export für einige Mittelmeerländer im Rahmen der Europäischen Union zukünftig infrage kommen. Die sonnenreichen Mittelmeerländer könnten dafür den Norden Europas mit Strom aus regenerativen Energien versorgen, um deren finanziellen Probleme abzuschwächen. Noch besser wäre allerdings den Sonnenstrom aus Nordafrika mittels HGÜ-Übertragung zu beziehen, um entsprechende Hilfe zur Selbsthilfe für diese noch unterentwickelten Länder zu leisten: eine dringend notwendige strategische Partnerschaft zwischen Afrika und Europa, die der negativ ökologischen Entwicklung (u. a. Abholzung, Desertifikation) dieser Länder entgegenwirken könnte.

 

 

Abb. 6: Schematischer geologischer Schnitt von Hamburg im Norden bis nach Soltau im Süden (aus: ORTLAM & VIERHUFF 1978) mit den tiefen Hamburger (HH) und Soltauer Becken (hiermit).

 

2.3.Die pleistozänen Rinnen

 

Meine sich daran anschließende, langjährige geowissenschaftliche Tätigkeit in der Freien Hansestadt Bremen eröffnete für mich dann nicht nur ein interessantes Tätigkeitsfeld im tiefliegenden Bremer Becken und den umliegenden Geestgebieten sowie den Marsch- und Geestbereichen von Bremerhaven, sondern auch die Berührung mit der Geschichte der Entdeckung der pleistozänen Rinnen. Im Zuge der ersten Erdölerkundungen im Bremer Raum durch die langwierigen ersten Tiefbohrungen des bekannten Bremer Erdölmagnaten Karl SCHÜTTE ab dem Jahre 1880 erbrachen damals bereits überraschende Bohrergebnisse mit über 250m mächtigen pleistozänen, allerdings hochversalzten Schichten (bis 7 Gew% Salzgehalt). Diese wurden von W. O. FOCKE bereits 1882 zum ersten Mal beschrieben und publiziert (FOCKE 1882 und 1896). Dem ersten Bremer Landesgeologen Dr. W. WOLFF (vom Bremer Senat vertraglich verpflichtet und dazu abgeordnet von der ehemaligen Kgl. Preußischen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie, Berlin) wurde dann im Jahre 1903 -- wegen der zunehmenden Weser-Versalzung durch die stark aufkommende Kaliindustrie im Einzugsgebiet der Weser -- ein großes hydrogeologisches, hydraulisches und geochemisches Untersuchungsprogramm „Bremer Becken und Syker Geest“ vom Bremer Senat übertragen, übrigens der weltweit ersten bekannten Wasserwirtschaftlichen Rahmenplanung – inszeniert durch den Bremer Senatsbeschluss vom 10. 12. 1902 (ORTLAM 2001b). Dabei fand er durch die bis zum ersten Weltkrieg und danach laufenden Bohrprogramme weitere tiefe Rinnen im Bremer Umfeld (Abb. 13) mit Mächtigkeiten des Pleistozäns bis 300m in verschiedenen Rinnen (WOLFF 1903 und 1907, STADTWERKE BREMEN 1939, OHL 1973). Durch den wissenschaftlichen Austausch mit seinem Hamburger Kollegen Dr. GOTTSCHE wurden diese tiefen pleistozänen Rinnen dann auch in Hamburg („Billstedter Rinne“) um die Jahrhundertwende entdeckt und bestätigt. Die recht komplizierte Genese dieser Rinnen blieb jedoch jahrzehntelang im Dunkeln und wird selbst in rezenten Publikationen (LÖHNERT 1966a, LINKE 1983, EHLERS 1990, BurVal Working Group 2006, KELLER 2009) nach den vorliegenden Fakten zahlreicher Bohrprogramme Norddeutschlands in ihrer Gesamtheit nicht richtig interpretiert.

Bereits 1970 konnte ich anhand von mehreren Aufschlussbohrungen im östlichsten Teil des Rahmenplanungsraumes „Obere Elbe“, die übrigens in der Abschlusspublikation der BGR (KLINGE et al. 2007, KÖTHE et al. 2007) leider nicht dargestellt sind, den erstmaligen Nachweis der Gorlebener und der Laaser Rinne mit hochaufsteigenden Salzwasser-Extrusionen führen (ORTLAM 1972a, 1972b und 1975, ORTLAM & VIERHUFF 1978). Damals bestand bereits ein konkreter Verdacht, dass beide Rinnen mit ihrer Basis mindestens in den Gipshut (= Caprock) des Salinars „Gorleben“ einschneiden, wie ich später in einem hydrogeologischen Schnitt noch aufzeigen werde (Abb. 17). Die Lage der Bohrung mit der damals größten Mächtigkeit pleistozäner Schichten nördlich der Mittelgebirge mit 502m -- entsprechend einer Tiefe der Quartärbasis von 434m unter NN -- in der Reeßeln-Karwitzer Rinne bei Neu-Darchau/Elbe ist ebenfalls dargestellt (Abb. 2). Diese Rinne unterquert die Elbe nach Mecklenburg und erreicht in der dortigen Hagenower Rinne eine inzwischen neu erkundete Mächtigkeit quartärer Schichten von etwa 585m – entsprechend einer Tiefe der Quartärbasis von etwa 550m unter NN. Dies ist -- bis heute -- die größte Mächtigkeit quartärer Schichten nördlich den deutschen Mittelgebirgen. Wesentlich größere Quartärmächtigkeiten (bis 1.000m) liegen jedoch südlich der Mittelgebirge und vor allem auch im Bereich des Alpenkörpers vor, was nicht erstaunlich ist, da gerade hier große subglaziale Energie-Potentiale vorhanden sind und ausgelöst wurden. Ähnliche Bedingungen liegen sehr wahrscheinlich heute in Grönland und in der Antarktis vor, wie der zunehmende Nachweis zahlreicher subglazialer Gewässer (Seen und Rinnensysteme) belegt.


Abb. 7: Mächtigkeit quartärer Schichten im Oberrheingraben (aus: BARTZ 1974 und 1982, ELLWANGER et al. 2008, FRECHEN et al. 2008) und der Verlauf der neuen Oberrhein-Rinne mit seitlichen Zulauf-Rinnen aus Schwarzwald und Vogesen, ergänzt auf den heutigen Stand (Mai 2010)

 

 

Das erste Gebiet liegt in einem Bereich mit aktiver Neotektonik, so dass diese bisher als naheliegende Erklärung für lokal ungewöhnliche Quartärmächtigkeiten herhalten musste: im Oberrheingraben bei Heidelberg („Heidelberger Loch“) mit geschätzten 750m und einer geschätzten Quartärbasis bei 650m unter NN (SALOMON 1927, BARTZ 1974 und 1982, FEZER 1998). Bisher sind durch die Forschungsbohrung Heidelberg >500m Quartär nachgewiesen (ELLWANGER et al. 2008). Die Neotektonik im Bereich Heidelberg verstärkt zwar die Quartärmächtigkeiten, jedoch ist das „Heidelberger Loch“ (bisher tiefster) Bestandteil einer mäandrierenden und achterbahnartigen pleistozänen Oberrhein-Rinne (hiermit), die ihren bisherigen Ursprung im Bereich der Burgundischen Pforte und am Hochrhein mit der Mühlhausener bzw. der Basler Rinne hat und über das Süd-Elsass („Geiswasser Becken“ nach FRECHEN et al. 2008), die Ichenheimer Rinne (südwestlich von Offenburg) und Karlsruhe-Heidelberg-Mannheim-Ludwigshafen-Darmstadt und mit einer (typischen) Endschwelle im Rheingau („Binger Loch“) bis in die Niederrheinische Bucht und Holland in die Nordsee zieht (Abb. 7). Sie weist dabei zahlreiche seitliche z. T. neu entdeckte Zulauf-Rinnen (= Oberrhein-Seitenrinnen) der Mindel-Kaltzeit (= Elster-Kaltzeit) oder älter auf, u. a. von Norden nach Süden die Neckar-, die Murg-, die Acher-, die Rench-, die Kinzig-, die Schutter-, die Elz- und die Dreisam-Rinne aus dem Odenwald/Schwarzwald sowie die Breusch-Rinne aus den Vogesen. Der Nachweis dieser Oberrhein-Rinne mit ihren Gebirgszuläufen belegt meine frühere These, dass jede geschlossene Inlandeisdecke der Erde ihre subglazialen Rinnensysteme in den Abschmelzphasen ausgebildet hat (ORTLAM 1991). In Europa und Nordamerika gibt es genügend Beispiele und Grönland sowie die Antarktis sind aktuogeologische Beispiele dafür (Nordwest-Grönland: Jakobshagen-Gletscher/-Rinne, Petermann-Gletscher/-Rinne mit Ice-surging-event mit Flutwelle und Eisabdrift im August 2010). Der Nachweis einer 1000m mächtigen Inlandeisdecke aus Skandinavien im Oberrheingraben gelang jedoch zuerst mittels der Erkennung und Kartierung ausgedehnter Gletschertopffelder (MEHLIS 1886, ORTLAM 1994, 1998, 2001a) sowie von elster- bzw. mindelzeitlichen Grundmoränen in Mittelbaden unter den beiden würm- und risszeitlichen Lößdecken (ORTLAM 2003 und 2004). Auch LIEDTKE (1968) und BARTZ (1982) konstatierten bereits in der Mindel-Kaltzeit die größten Aufschotterungsbeträge im Oberrheingraben, ohne allerdings deren subglazialer Genese zu erahnen.

Sogar im Bereich des Alpenkörpers unter Innsbruck mit 600m erbohrter Quartärmächtigkeit (Inn-Rinne; entsprechend etwa 0m NN Quartärbasis, freundliche mündliche Mitteilungen Prof. Dr. H. MILLER, AWI Bremerhaven und Prof. Dr. G. PATZELT, Innsbruck/A) mit einer Quartärbasis um 0m NN, der tiefen Bodensee-Alpenrhein-Rinne oberhalb Bregenz mit einer Quartärbasis bei 200m unter NN (seismische Messungen und Bohrungen, freundliche mündliche Mitteilung von Herrn Dr. D. ELLWANGER, Freiburg/Brsg.), der Limmat-Rinne oberhalb von Zürich (Quartärbasis bei 100m NN, freundliche mündliche Mitteilung von Prof. Dr. R. HANTKE, Stäfa/Ch), die Aare-Rinne oberhalb von Bern mit 400m erbohrter Quartärmächtigkeit (entsprechend 150m NN Quartärbasis) und der Rhône-Rinne oberhalb von Genf mit >600m Quartärmächtigkeit (entsprechend <200m unter NN; freundliche schriftliche Mitteilungen von Herrn Dr. R. GEES, Bern-Gümlingen/CH) sowie unter den großen Seen auf der Alpen-Südrampe mit etwa 1.000m (z. B. Gardasee einschließlich Seetiefe; entsprechend 900m unter NN Quartärbasis, Gardasee-Rinne) lassen sich ungewöhnlich mächtige und tiefe pleistozäne Rinnensysteme erkennen. Selbst der 350m tiefe Van-See in der Ost-Türkei südwestlich des Ararats weist eine Quartärbasis von ~600m u. G.O.F. auf, was auf eine ehemalige kaukasisch-anatolische Inlandeisdecke hinweist. Schließlich erreichen die größten norwegischen Fjorde (z. B. Sogne- und Hardanger-Fjord) im Verbund mit der Norwegischen Rinne südlich von Norwegen ebenso beeindruckende Tiefgänge pleistozäner Erosionsvorgänge bis zu 1.300m unter NN. Vermutlich werden deren Dimensionen durch ähnliche Fjorde in Grönland (z. B. Scoresby-Fjord mit 350km) und in der Antarktis noch weit übertroffen Diese Tiefen sind keineswegs ausschließlich mit Gletscher-Exaration zu erklären, da der damalige Meeresspiegel maximal auf ein Niveau von 150m unter NN abgesenkt war und das mächtige Gletschereis abschnittsweise aufgeschwommen wäre, also nicht exarativ wirken konnte. Auch ist die typische Abschluss-Schwelle am Ende der Fjorde zum Ozean mit reiner Eis-Exaration nicht zu erklären. So dürfte auch eine subglaziale Muren-Erosion durch Katarakt artige Entleerungen des Eiskarst-Volumens in Verbindung mit jener der Zwickel-Stauseen im Spiele gewesen sein.

Als Fazit bleibt daher festzuhalten, dass subglaziale Erosionen bis zu 1.300m Tiefe selbst in einem sehr harten Festgesteinsuntergrund möglich sind. Diese Tiefgänge lassen sich auch in anderen Bereichen der Erde (z. B. Rocky Mountains, südliche Anden, Grönland, Antarktis: Wostok, Ellsworth und Wissard) unter entsprechend mächtigen Eisschilden beobachten (ORTLAM 1991). Bei einer geringeren Härte des geologischen Substratums unter dem Inlandeis wie z. B. in Norddeutschland mit tertiären Locker- und Kreide-Sedimenten muss entsprechend mit größeren Tiefgängen der pleistozänen, subglazialen Erosionsbasen in Rinnensystemen gerechnet werden. Eine Kenntiefe um 1.300m unter NN muss daher im Auge behalten werden, um sicherheitsrelevante Überlegungen für die Endlagerung hochbrisanter Stoffe z. B. in Salinaren auf Dauer abzudecken.

 

 

Abb. 8: Geologischer Schnitt durch die Wintermoorer Rinne südwestlich von Hamburg in den westlichen Harburger Bergen (aus: ORTLAM & VIERHUFF 1978), Überhöhung: 8-fach.

 

Kommen wir nun zur Genese dieser tiefreichenden, pleistozänen Rinnensysteme in Mitteleuropa, die aufgrund ihrer Sedimentinhalte überwiegend in die Elster-Kaltzeit einzustufen sind. Dazu ein Querschnitt durch die etwa 3km breite Wintermoorer Rinne südwestlich von Hamburg (ORTLAM & VIERHUFF 1978) mit ihrem typischen Aufbau für Nord-Niedersachsen (Abb. 8). Die >300m tiefe Rinne schneidet durch das gesamte Miozän bis in die Tone des Vierlandiums (Unter-Miozän) ein. An der Rinnen-Basis liegen gröbere Korngemische z. T. Kiese und Blöcke vor, deren Korngrößen nach oben abnehmen und in die feinkörnig bis schluffigen Lauenburger Schichten übergehen, einem feingeschichteten Eisstausee-Sediment, gebildet beim Zurückschmelzen des Elster-Inlandeises. Die Elster-Grundmoräne liegt autochthon auf den beiden Rinnenschultern und ist in der Rinne selbst aufgelöst worden, worauf die gradierte jüngere Sedimentation in vertikaler wie auch in horizontaler Richtung hinweist. Die Rinnenflanken weisen hier nur Neigungen bis 20° auf, können aber in anderen Rinnen Neigungen bis zu 50° erreichen, wie dies bei zahlreichen auf engstem Raum abgeteuften Verfilterungsbohrungen beobachtet werden konnte. Über den elsterzeitlichen Sedimenten erfolgt erneut eine Tiefenerosion in der Saale-Kaltzeit mit kleineren Rinnen, die in Bremen-Blumenthal allerdings bis 120m Tiefgang erreichen können. Darüber liegen dann abschließend die diversen Grundmoränen des Drenthe I- und des Drenthe II-Vorstosses der Saale-Kaltzeit der Harburger Berge vor. Letzterer Vorstoß ging ebenfalls weit über die Harburger Berge hinaus und konnte als mächtige, stark kalkige Grundmoräne im Raum Bremen bis südlich der Weser durch zahlreiche Bohrungen nachgewiesen werden (ORTLAM 1990b, ORTLAM & SAUER 1995b). Die Begrenzung (= Endmoränenlage) dieses Drenthe II-Vorstosses nach Süden und Südwesten ist noch nicht flächenhaft erforscht. Er könnte teilweise im Raum Diepholz (Kellenberg, Dammer Berge, Ankumer Höhe) zu suchen sein, wo die Drenthe II-Moränen als Endmoränen landschaftsgestaltend vorliegen

 

 

Abb. 9: Aufbau verschiedener Typen elsterzeitlicher Rinnen in Norddeutschland (aus: ORTLAM 1989).

 

Zur Rinnengenese wiederum ist die Betrachtung der unterschiedlichen Rinnenfüllungen wichtig (Abb. 9). In Schleswig-Holstein/Mecklenburg ist die Rinnenbasis zwar mit Grobmaterial verfüllt, jedoch folgt darüber meist eine mächtige, allochthone d. h. verstürzte Grundmoräne der Elster-Kaltzeit, die in die meist schräg zur Eisstromrichtung verlaufenden Rinnen abgestreift und bis auf 200m akkumuliert wurde wie (Abb. 9, unten) z. B. in der Schönberger Rinne mit ihrer bekannten Sondermüll-Deponie östlich von Lübeck. Unter Verkennung der Allochthonie dieser Grundmoränen postulierte GRIPP (1964) ursprünglich eine Exaration des Skandinavischen Inlandeises als Rinnengenese (U-Taltyp), wobei einige Rinnenachsen zwar abschnittsweise mit der bekannten Eisstromrichtung übereinstimmen, jedoch die andere Hälfte der Rinnenachsen dazu nicht konform verläuft. Auch die Achterbahn-Anlage der Rinnenbasis, die nachgewiesene, netzartige Verzweigung, und die z. T. geringe Breite der Rinnen können mit einer Inlandeis-Exaration nicht erklärt werden. Je weiter man nach Süden kommt, desto stärker verändert sich der Sedimentaufbau der Rinnen: vom Typ „Bremen-Hamburg“ mit Resten von allochthonen Grundmoränen an den Flanken und an der Basis der Rinnen (Abb. 9, mittig) geht er in den Typ „Niedersachsen“ über (Abb. 9, oben). Im südlichen Niedersachsen liegt innerhalb der Rinne überhaupt keine allochthone Grundmoräne mehr vor, da diese durch die Wasserdynamik bei der subglazialen Rinnenentstehung stets aufgelöst wurde. Als schwer abtransportierbare Reste dieser allochthonen Grundmoränen blieben an den Rinnenbasen dann große Blöcke und Kiese als schwer transportierbare Restschotter übrig, feinere Korngemische wurden dagegen nach Norden abtransportiert. Diese wurden abschließend von den feineren Stausee-Sedimenten der Elster-Kaltzeit – den Lauenburger Schichten -- überlagert und flächenhaft plombiert (Abb. 9, oben).

 

 

Abb. 10: Verbreitung der pleistozänen Rinnensysteme in Norddeutschland und angrenzenden Gebieten (ergänzt nach STACKEBRANDT 2009). 3 Pfeile: Reeßelner, Gorlebener und Oker-Rinne. Sehr deutlich ist die Begrenzung zwischen gut und unzureichend erkundeten Gebieten in Niedersachsen zu erkennen (= augenblicklicher Wissensstand!)

 

Wegen des großen Tiefgangs der Rinnensysteme in Mitteleuropa bis auf >800m Tiefe (Quartärbasis entsprechend 700m unter NN) ist aufgrund der tiefsten eiszeitlichen Meeresspiegelniveaus von 160m unter NN während der Elster-Kaltzeit weder ein subaerischer Gefälletransport (= Flussgerinne) zum Vorfluter Ozean wie z. B. die weichselzeitlich kaum eingetieften Urstromtäler noch eine Eis-Exaration aufgrund der (z. T. engen) Rinnenbreiten, der Achsenabweichungen der Rinnen zur vorherrschenden Eisstromrichtung und deren Vernetzung/Verzweigung vorstellbar. Eine fundierte Rinnengenese muss daher folgende 19 bisher beobachtete Gegebenheiten umfassen (Abb. 10 und 11):

 

 

Abb. 11: Schematischer geologischer Schnitt zwischen Lüneburger Heide im Westen und Göhrde im Osten (aus: ORTLAM & VIERHUFF 1978).

 

  1. Rinnen in tal- und beckenartiger Ausbildung mit Breiten zwischen 1km und >10km Abb. 10).
  2. Netzartige Verzweigungen der Rinnen (Abb. 10).
  3. Rinnenlängen von einigen Kilometern bis >300km (Abb. 10).
  4. Hauptrichtung der Rinnen zwischen Süd-Nord im Westen und Südwest-Nordost im Osten, jedoch viele Querverbindungen (Abb. 10).
  5. Rinnenrichtungen bis zu 50% schiefwinklig zu den örtlich vorherrschenden und bekannten Eistransportrichtungen -- ausgehend von den beiden -- bisher bekannten -- Eisschildzentren Skandinaviens nördlich von Oslo bzw. nördlich der Aland-Inseln im Bottnischen Meerbusen (Abb. 10).
  6. Tiefgang der Rinnen bis 650m unter NN (nördlich der Mittelgebirge), wahrscheinlich jedoch noch deutlich tiefer (~1.300m unter NN, siehe Gardasee-Rinne, Norwegische Fjorde).
  7. Die Rinnen werden von feineren Eisstausee-Sedimenten, den Lauenburger Schichten (ORTLAM & VIERUFF 1978), flächenhaft plombiert und deren Oberfläche primär ausnivelliert (Abb. 11). In diese feinsandig bis schluffigen Warwite (= Stausee-Bändersedimente) sind oft Nester von dropstones mit z. T. beachtlicher Größe (>100to) sedimentationsfremd eingelagert worden (Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, ORTLAM 1988a und 2001b).
  8. Die Fazies der Lauenburger Schichten ist überwiegend edaphisch geprägt, bedingt durch die direkte Umlagerung örtlich vorhandener Sedimente des Tertiärs unter Übernahme von Korngröße, Farbe und Fossilinhalt. („Geo-Mimikrie“).
  9. Der Beginn der Rinnen reicht im Süden weit in die Mittelgebirge hinein z. B. Oker-Rinne südlich Wolfenbüttel, Leine-Rinne bis Göttingen, Weser-Rinne oberhalb der Porta Westfalica bis Holzminden (Abb. 10). Die aktuelle Darstellung der quartären Rinnensysteme im südlichen und westlichen Niedersachsen (STACKEBRANDT 2009) ist – mangels entsprechender Aufschlüsse und Quartärbasis-Interpretationen – bisher rein zufällig, wie deren lokale Ergänzung im Bereich der Oker, der Leine und der Weser durch meine geowisenschaftlichen Ortskenntnisse aufzeigen (Abb. 10). Vor meiner Bohr-Tätigkeit im Zuge der Niedersächsischen Wasserwirtschaftlichen Rahmenpläne im Jahre 1966 war Niedersachsen ein Nirwana-Land für quartäre Rinnensysteme, obwohl diese in Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niederlande, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg schon längst bekannt waren. Ich erntete damals (vor 1970) noch bei einigen niedersächsischen Bezirksgeologen (Ostfriesland, Elbe-Weser, Aller) Zweifel, Hohn und Spott, ob meiner festen Überzeugung im Vorhandensein von tiefen quartären Rinnensystemen und ihrer natürlichen Dränfunktion in der Tertiären Platte von Niedersachsen. Die nachfolgenden (halbplagiatorischen) einschlägigen Publikationen (u. a. KUSTER & MEYER 1979, SCHWERDTFEGER 1982) beruhten im wesentlichen auf meinen früheren, von amtswegen ausgebremsten geowissenschaftlichen Erkenntnissen.
  10. Die Rinnenbasen verlaufen achterbahnartig und fallen nach Nordwesten allmählich immer tiefer ein, bis sie den (stagnierenden) Hauptvorfluter „Norwegische Rinne“ erreichen. Davor steigen die Rinnenbasen mit einer Endschwelle (= Schmelzwasser-Düse beim Ice-Surging-Prozess) gegen den Vorfluter Ozean wieder an, wie dies auch bei den heutigen Fjord-Mündungen in den Nord-Atlantik zu beobachten ist (= abrupte Erlahmung der Fließgeschwindigkeit vor dem Eintritt in den Ozean!).
  11. Die Rinnenverläufe sind örtlich oft mäandrierend mit ausgeprägten Prall- und Gleithängen -- geprägt durch unterschiedliche Korngemische, was für die hydrogeologische Exploration und Exploitation von größter Bedeutung ist (natürliche und aktive Drainwirkung von Kiessträngen bei einer Brunnenerschließung).
  12. Die Rinnenhänge sind oft recht steil ausgebildet (bis 50° Neigung) und an den Rinnenbasen sehr tief in tonig-schluffige Lockersedimente des Tertiärs eingetieft (Abb. 11). Ohne Tiefgefrornis (= Permafrost bis mindestens 700m unter NN) des tertiären Untergrundes wäre die Stabilität der tonig-schluffigen Rinnenhänge beim erosiven Wasserkontakt nicht gewährleistet. Auch durch die Eisüberlastung hätte bei der Rinnenerosion Grundbruchgefahr für alle tertiären Sedimente bestanden, so dass die Rinnen sich dadurch selbst wieder aufgelöst und verfüllt hätten. Permafrost-Zustände in Salinaren Norddeutschlands hat bereits BAUER (1991) bis in Tiefen von 800m. nachweisen können. Auch der Gipshut des Salinars „Lesum“ mit seinen zahlreichen eemzeitlichen und holozänen Erdfällen im Geestbereich stand mindestens bis in 350m Tiefe unter Permafrost in der letzten Kaltzeit, weil das Erdfallgeschehen stillstand und erst wieder im frühen Holozän durch die Permafrostauflösung in Gang gesetzt wurde (ORTLAM & SCHNIER 1981, ORTLAM 1983 und 1989).
  13. Der Aufbau der Sedimente in und an den Flanken der elsterzeitlichen Rinnen wiederholt sich immer wieder: autochthone Grundmoränen auf den Rinnenschultern, verstürzte (allochthone) und/oder z. T. ausgewaschene Grundmoränen in der Rinne mit groben Korngemischen und groben Blocklagen an der Rinnenbasis Abb. 8, 9 und 11).
  14. Die Schulter-Sedimente sind erosiv durch Rinnensedimente gekappt (Abb. 8 und 11).
  15. Die stark feldspathaltigen Sedimente unterhalb den Lauenburger Schichten stammen überwiegend vom Skandinavischen Sockel, d. h. es liegt überwiegend ein Nord-Süd-Transport primär als Grundmoränenmaterial vor. Es werden jedoch an den Rinnenbasen auch Sedimentanteile aus dem Tertiär des Vorharzes (mit endemischer Flora nach freundlicher mündlicher Mitteilung von Herrn Dr. H. MÜLLER, Hannover) und von paläozoischen Schiefern aus den Mittelgebirgen in Bremer Rinnen beobachtet, d. h. sekundär ist ein Süd-Nord-Transport in den niedersächsischen Rinnensystemen zu beobachten. Diese Doppelbeschickung der Rinnensysteme von Norden als auch von Süden ist für die Deutung ihrer Genese sehr wichtig.
  16. Oft kann eine quartäre Rinnenstapelung festgestellt werden (Abb. 11) d. h. über einer tiefen elsterzeitlichen Rinne liegt eine saalezeitliche Rinne und darüber ein rezenter Flusslauf vor. Beispiele dazu sind die Wintermoorer Rinne und die Este , die Adendorf-Uelzener Rinne und die Ilmenau, die Oker-Rinne und die Oker, die Leine-Rinne und die obere Leine sowie die Weser-Rinne und die Ober-Weser. Aber auch die süddeutschen Rinnen und jene im Alpenkörper belegen diese Ansicht.
  17. Ausbildung großer abflussloser Zwickel-Eisstauseen in den sommerlichen Abschmelzphasen durch zahlreiche Bedières (= Schmelzwasser-Ablaufrinnen auf dem Inlandeis) zwischen den Mittelgebirgen im Süden und den nach Norden zurückschmelzenden Inlandeis-Loben Abb. 11) z. B. die nachgewiesenen Eisstauseen im Thüringer Becken, im oberen Leinetal, im oberen Wesertal und im Umfeld der Münsterländer Bucht (THOMÉ 1990, WINSEMANN et al. 2009 für entsprechende Stauseen der älteren Saale-Kaltzeit)
  18. Große Schmelzwasser-Kammersysteme („Eiskarst-Schwamm“, hiermit, mit vielen Wassertaschen, Abb. 12) mit hohem Wasser-Staupotential im bis zu 4.000m mächtigen und abschmelzenden Skandinavischen Eisschild der Elster-Kaltzeit oder früher. Ähnliche hydraulische Systeme dürften auch heute unter dem Grönländischen und dem Antarktischen Inlandeis-Schilden vorliegen. Die unter dem dortigen Inlandeis bisher detektierten subglazialen Seen- und Rinnensysteme (u. a. Wostok-See, Lake Ellsworth) sind identisch mit jenen unter dem ehemaligen Skandinavischen Eisschild und können jetzt einfacher – ohne Eisbedeckung -- erkundet werden. Durch einschlägige hydraulische Messungen und Beobachtungen in diesen subglazialen Systemen ließen sich vermutliche Kontakte mit dem tidebeeinflussten Ozeanspiegel ohne weiteres feststellen!
  19. Ice-Surging-Prozesse mit schlagartiger Anhebung der Inlandeis-Loben im Bereich der vollgefüllten Zwickel-Stauseen, katastrophalen Ausbrüchen der Stauseen einschließlich deren Sedimentfüllung (z. B. Ausbruch des spätglazialen Lake Missioula in Canada nach Westen in den Pazifik) sowie die Entleerung des riesigen Eiskarst-Schwamm-Wasserpotentials (inklusive Wassertaschen) unter dem Inlandeisschild durch die plötzliche Verbindung mit den basalen Aufreißspalten bei der schlagartigen Anhebung des Inlandeises (Abb. 12). Als aktuoglaziologisches Beispiel kann der Ausbruch und Abbruch des Petermann-Gletschers im Nordwest-Grönland im August 2010 mit seiner Tsunami-Welle angeführt werden. Diese Vorgänge lassen sich durch entsprechende Weltraumbilder belegen, was bisher jedoch von Glaziologen kaum bemerkt wurde. Diese Vorgänge werden sich in Zukunft im Bereich der Antarktischen und Grönländischen Fjorde in zunehmendem Maße zu beobachten sein. Dadurch wird sich der Meeresspiegelanstieg drastisch erhöhen und in wesentlich größeren Dimensionen (einige Meter bis >10m) auflaufen, als dies bisher prognostiziert wird.

 

 

Abb. 12: Ice-surging-Prozess (vertikale Pfeile) am Südrand des sommerlich abschmelzenden Inlandeises mit kleinem Zwickelstausee (Pfeil): im Winterhalbjahr (oben) und großem Zwickelstausee (Pfeil) beim kataraktartigen Entleeren im Sommerhalbjahr (unten) mit subglazialer Rinnen-Erosion, achterbahnartig und mäandrierend. GM = Grundmoräne, Te = Tertiär, Kr = Kreide, J = Jura, Tr = Trias, P = Perm..

 

Aus diesen vorgegebenen Punkten lässt sich subsummierend als einzig mögliche Ursache der Rinnengenese eine subglaziale Schmelzwasser-Erosion mit kataraktartigen Schüben vor allem durch den Schmirgeleffekt der mitgeführten Sedimente (= subglaziale Muren mit >10-facher Erosionskraft gegenüber reinem Wasser!) -- ausgelöst durch Ice-Surging-Prozesse der prall gefüllten, hochschwangeren Zwickelstauseen zusammen mit dem gewaltigen Wasserpotential des Eiskarst-Schwammes -- ableiten, wie dies heute überall in den hochalpinen Gebieten (Alpen, Himalaya, Karakorum, Anden, Rocky Mountains) sowie in der Antarktis und in Grönland beobachtet werden kann. Unter einer nahezu dichten Inlandeisdecke bilden die Rinnen dreidimensionale d. h. mäandrierende und achterbahnartige Siphonen aus. Das hydraulische Potential dieser Stausee-Ausbrüche ist dabei gewaltig: die Wasserspiegelniveaus der Zwickel-Stauseen in den Mittelgebirgen belaufen sich nach THOMÉ (1990) auf gut 300m NN, das ozeanische (stagnierende) Vorflutniveau in der Norwegischen Rinne dagegen liegt bei etwa 160m unter NN, so dass sich aus beiden Werten eine Höhendifferenz von etwa 480m ergibt, was wiederum Wasserdrücke bis zu 50 bar subglazial aufbauen konnte (Abb. 12 unten). Gleichzeitig mit der Entleerung der großen Zwickel-Stauseen wird auch das gespeicherte Wasserpotential im Eiskarst-Schwamm (= Gletscherstuben, Wasserblasen) durch das plötzliche Aufreißen von Basal-Spalten im Zuge der Anhebung des distalen Inlandeislobus angeschlossen und ebenfalls über die Rinnen entleert. Dabei kommt es auch zu zahlreichen Eisnachbrüchen mit anhängendem Grundmoränenmaterial in die Rinne hinein (= Grundmoränen-Sargdeckel, Abb. 12 unten). Je nach Dynamik der Rinnen-Erosion kommt es entweder zur Auflösung und/oder zur Ablagerung der abgestürzten allochthonen Grundmoränen im basalen Teil der Rinne mit sämtlichen Übergängen (Abb. 9). Man kann sich diese subglazialen Erosionsschübe etwa mit Mega-Klospülungen (subglaziale Mega-Muren durch Ice-Surging-Prozesse) durch zahlreiche subglaziale Siphonen vorstellen, ausgelöst durch das Betätigen des Schwimmersystems im hauseigenen Klo-Spülkasten. Als aktuogeologische Beispiele lassen sich der Märjelen-See am Aletschgletscher und des Gorner-See zwischen Grenz- und Gornergletscher in den Alpen als lange Zeit Schaden verursachende Zwickelstauseen benennen.

Die ursprüngliche Idee zur subglazialen Genese der Rinnen hatte 1967 bereits W. von BÜLOW. Ich bin erst 5 Jahre später zusammen mit meinem von mir in die laufenden Bohrprogramme eingearbeiteten Kollegen VIERHUFF auf diese Idee eingeschwenkt (ORTLAM & VIERHUFF 1978), nachdem andere Überlegungen durch die sich überstürzenden Ergebnisse der laufenden Bohrkampagnen zu den Akten gelegt werden mussten z. B. offene Gerinne wie die bekannten Urstromtäler der Weichsel-Kaltzeit (Elbe- und Weser-Aller-Urstromtal), neotektonische Vorgänge im Verlauf der Mittelmeer-Mjösen-Zone (z. B. Heidelberger und Hamburger Loch) und salinar bedingte Ursachen in Schleswig-Holstein (JOHANNSEN 1971). Die beiden Letzteren können örtlich durchaus zusätzlich Bedeutung erlangen, jedoch für eine überregionale Deutungsgenese der Rinnensysteme sind sie als Sackgassen leider nicht tauglich (ORTLAM 1991).

Wegen anderer Interessen las ich vor kurzem eine Neuausgabe einer Übersetzung der germanischen Edda von SIMROCK & STANGE (1851/1995), insbesondere das erste Kapitel „Gylfaginning“ der jüngeren Edda (STURLUSON ~1220), in dem zwei Mal erstaunliche Aussagen zur Fjord- und Rinnen-Genese während der Kaltzeiten und zur Verbreitung von vereisten und nichtvereisten Gebieten gemacht werden, die ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten möchte, weil sie wegen ihrer genauen Beschreibung und geowissenschaftlichen Aktualität doch verblüffen:

 

(1.)„König Gylfi beherrschte das Land, das nun Swithiod (= Schweden/Skandinavien, Anmerkung des Autors) heißt. Von ihm wird gesagt, dass er einer fahrenden Frau zum Lohn der Ergötzung durch ihren Gesang ein Pflugland in seinem Reiche gab, so groß, als vier Ochsen pflügen könnten Tag und Nacht. Aber diese Frau war vom Asengeschlecht (= Göttergeschlecht); ihr Name war Gefion. Sie nahm aus Jötunheim (= südnorwegisches Hochgebirge) vier Ochsen, die sie mit einem Jötunen erzeugt hatte, und spannte sie vor den Pflug. Da ging der Pflug so mächtig und tief, dass sich das Land löste und die Ochsen es westwärts ins Meer zogen, bis sie in einem Sunde still stehen blieben (= Eis-Exaration zum Atlantik, Fjorde). Da setzte Gefion das Land dahin, gab ihm Namen und nannte es Seelund (= Seeland/Dänemark). Und da, wo das Land weggenommen worden, entstand ein See, den man in Schweden nun Löger (= Mälar, Zungen-Seen) heißt. Und im Löger liegen die Buchten so wie die Vorgebirge in Seeland.“

 

(2.)„Gangleri (= ein Besucher) fragte: Was begab sich, bevor die Geschlechter wurden und Menschenvolk sich ausbreitete?

König Har (der Hohe) antwortete: Als die Fluten, welche Eliwagar heißen, so weit von ihrem Ursprung kamen (= Katarakt-Fluten aus den Eisstauseen der Mittelgebirge), dass der Giftstrom in ihnen erstarrte, wie der Sinter, der aus dem Feuer fällt, wurde er in Eis verwandelt. Und da dies Eis stille stand und stockte, da fiel der Dunst darüber, der von dem Gifte kam und gefror zu Eis (= Schwefel- und Asche-Niederschläge durch Vulkanismus), und so legte sich eine Eislage über die andere bis in Ginnungagap.

Da sprach König Jafnhar (der Ebenhohe): Die Seite von Ginnungagap, welche nach Norden gerichtet ist, füllte sich an mit einem schweren Haufen Eis und Schnee (= Niflheim = Inlandeis), und darin herrschte Sturm und Ungewitter; aber der südliche Teil von Ginnungagap war milde von den Feuerfunken, die aus Muspelheim (= ?Vulkanismus der Eifel, des Massif Central/Frankreich oder vom Toba/Sumatra) herüberflogen.

Da sprach König Thridi (der Dritthohe): So wie die Kälte von Niflheim kam und alles Ungestüm, so war die Seite, die nach Muspelheim sah, warm und licht, und Ginnungagap dort so lau wie windlose Luft, und als die Glut dem Reif begegnete, also dass er schmolz und sich in Tropfen auflöste, da erhielten die Tropfen Leben durch die Kraft dessen, der die Hitze sandte. Da entstand ein Menschengebild, das Ymir genannt ward, aber die Hrimthursen (= Frostriesen) nennen ihn Oergelmir, und von ihm kommt das Geschlecht der Hrimthursen     

 

In diesen beiden Sagen werden m. E. sowohl glaziologische als auch vulkanische Ereignisse in einer Deutlichkeit geschildert, die mich als Geowissenschaftler doch sehr erstaunten. So werden nicht nur die Eis-Exarationen der Fjorde und Sunde und das Entstehen der Zungen-Seen in Skandinavien prägnant beschrieben, sondern auch Inlandeisareale (= Niflheim mit den Frostriesen) mit subglazialen Kataraktfluten (= Eliwagar) und Warmgebiete im Süden Europas (= Muspelheim) mit vulkanischen Ereignissen und deren Auswurf-Produkten geschildert. Eingeflochten darin ist die Einwanderung des Menschenvolkes von Süden nach Europa vor etwa 75.000 Jahren während der Weichsel-Kaltzeit (Niflheim= Eis-Gebiete), als zu dieser Zeit der Super-Vulkan Toba auf der Insel Sumatra explodierte und die vorhandene Menschheit auf der Erde zu 95% durch direkte und indirekte Einwirkungen auslöschte.

 

2.4. Bremer Becken (1974-2010)

 

Werfen wir nun einen Blick in das Tieflandgebiet des Bremer Beckens (Abb. 13), eingerahmt von den Geestgebieten Bremen-Nord, Verden und Syke-Delmenhorst, sowie entwässert von der Weser mit Lesum, Hamme, Wümme und Ochtum als Nebenflüsse. Drei Salinare liegen im Untergrund vor: „Lesum“ mit dem Caprock-Dach bei 130m Tiefe, „Lilienthal“ bei 180m Tiefe und „Delmenhorst-Osterholz“ mit 400m bis 250m Tiefe. In die Tertiäre Platte und die Salinar-Caprocks sind pleistozäne Rinnen von 200m bis 350m Tiefe eingeschnitten, die allerdings nicht den (z. T. plagiatorischen) Darstellungen der Quartärbasis in Nord-Niedersachsen und fehlerhaften Darlegungen in Bremen und Bremerhaven (vgl. Abb. 13; ORTLAM 1995a, 2000 bzw. 2001b) nach KUSTER & MEYER (1979) entsprechen. In diesen bremischen Bereichen werden die Salinare durch den auftretenden DGH-Effekt unterschiedlich gelaugt, so dass warme Salzquellen als hot und mineral spots bis zur Erdoberfläche aufsteigen und kilometerlange Salzfahnen im oberen Grundwasserleiter bilden. Durch die künstliche Grundwasserabsenkung im Bremer Becken um gut 1m aufgrund der intensiven Sielwirtschaft seit dem 13. Jahrhundert tritt der DGH-Effekt nun verstärkt auf (ORTLAM 1982, ORTLAM & SAUER 1995a), so dass sich auf den mineral spots sogar ausgedehnte binnenländische Halophyten-Biotope ansiedelten, wie diese heute am Wattenmeer-Rand der südlichen Nordsee beobachtet werden können.

 

 

Abb. 13: Verbreitung der pleistozänen Rinnen, der Salinare und der mineral/hot spots mit deren Abstromfahnen im Bremer Becken (aus: ORTLAM 1995a).

 

 

Abb. 14: Hydrogeologischer Schnitt Hollerland-Blockland (Bremen) mit mineral/hot spot über dem Salinar „Lilienthal“ (aus: ORTLAM 1984) – bedingt durch den DGH-Effekt.

 

Auf dem hydrogeologischen Schnitt im Hollerland (Abb. 14) sieht man die aktive Laugung am Top des Salinars „Lilienthal“ durch die Borgfelder Rinne als pleistozänes Perforationselement und dem chloridisch-sulfatischen Salzwasseraufstieg durch den DGH-Effekt -- ausgelöst durch die geschilderte Grundwasserabsenkung im oberen Aquifer des Bremer Beckens durch Holländische Siedler im 13. Jahrhundert („Hollerland“ und „Blockland“) und dem Treppenhaus-Leakage-Effekt (= TL-Effekt) in den z. T. feinsandig ausgebildeten Lauenburger Schichten. Im oberen Grundwasserleiter entsteht unter dem Halophyten-Standort „Pannlake“ (Bremen-Hollerland) eine kilometerlange Salzfahne nach Westen, die sich selbst beim Durchgang im Kuhgraben-Baggersees mit dem leichten Süßwasser an der Oberfläche nicht vermischt und unterschiedliche Ökotope (Biozönosen) im See ausbildet. Beim Durchtauchen der Süß-/Salzwassergrenze wird diese im Baggersee von den Tauchern als Spiegelfläche beobachtet, wie bereits in den weitverzweigten Karsthöhlen („Senoten“) von Yucatan/Mexico beschrieben wurde (ORTLAM 2000).

 

 

Abb. 15: Hydrogeologischer Schnitt von der Geest in Bremen-Nord zur Marsch des Bremer Beckens (aus ORTLAM 1995a).

 

Über dem Salinar „Lesum“ treten einerseits in seiner nördlichen (Geest-)Hälfte eemzeitliche und holozäne Erdfälle mit den mächtigsten Torfablagerungen Europas mit etwa 35m auf (Abb. 15). Dagegen kommen in der südlichen (Marsch-)Hälfte rein sulfatisch geprägte mineral und hot spots bis an die Erdoberfläche – im Gegensatz zum Salinar „Lilienthal“ mit seinen chloridisch-sulfatischen mineral/hot spots. Ursache für diesen hydrochemischen Sonderfall ist die tonig-schluffige Abdichtung des Salzspiegels in 300m Tiefe, so dass die chloridische Komponente bei der Laugung des Salinars heute nicht mehr zur Lösung kommt. Das Salinar hat sich – trotz Einschneidens der pleistozänen Lesumer und Ritterhuder Rinne in den Caprock – somit selbst abgedichtet, was mit Hilfe der kostengünstigen und schnellen Geochemischen Grundwasserkartierung Bremens durch die Technik des Rollenden Peilrohres zwischen 1990 und 1993 flächenhaft nachgewiesen werden konnte (ORTLAM & SAUER 1993, 1995b und 1999).

Zusammengefasst ergeben sich für die drei Salinare im Bremer Becken folgende mineral und hot spot-Aufstiegsszenarien nach dem DGH-Effekt d. h. der Störung des Tauchgleichgewichts der Süß-/Salzwassergrenze durch die Drainwirkung der Weser sowie Ihrer Nebenflüsse Lesum/Hamme/Wümme und Ochtum sowie der daran angekoppelten Sielwirtschaft (Abb. 16):

 

  1. Sulfatische und chloridische Aufstiegswässer aus dem Caprock und dem aktiv laugenden Salzspiegel der unverritzten Salinare „Lesum“, „Lilienthal“ und „Delmenhorst-Osterholz“
  2. Rein sulfatische Aufstiegswässer nur aus dem Caprock wegen des abdichtenden Residualtons am Salzspiegel – ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Dichtheit eines Salinars gegenüber der Hydrosphäre als Endlager für problematische Abfälle.

 

 

 

Abb.16: Schematische Darstellung der Funktion des DGH-Effektes im Bremer Beckens und dessen Geest-Umrahmung (aus: ORTLAM & SAUER 1993, ORTLAM 2000).

 

2.5. Elbe-Jeetzel-Niederung

 

Wenden wir uns nun einem ähnlichen Tieflandgebiet der Elbe-Jeetzel-Niederung um die Salinare „Wustrow“, „Gr. Heide-Siemen“ und „Gorleben-Rambow“ zu, so können wir die gleichen hydraulischen Verhältnisse mit mineral und hot spots beobachten wie im Bremer Becken (Abb. 17). Im Gegensatz zur gesamten Lüneburger Heide und der Göhrde mit mittleren Geländehöhen um 100m NN, wo die quartären und miozänen Grundwasserleiter bis auf 400m Tiefe durch das positiv veränderte Tauchgleichgewicht der Süß-/Salzwassergrenze im Zuge des DGH-Effektes voll ausgesüßt sind, ist die Elbe-Jeetzel-Niederung mit Geländehöhen um 15m NN bis zum Stehkragen versalzt. Der darin liegende Geest-Zeugenberg des 75m hohen Höhbecks, der wie eine Insel im Meer eine ansehnliche Süßwasserlinse auf dem Salinar „Gorleben“ ausgebildet hat, ist eine Ausnahme wie der Geest-Zeugenberg Weyerberg (51m NN) bei Worpswede am Nordost-Rand des Bremer Beckens. Durch die verstärkte sommerliche Grundwasserförderung kommt es infolge der Brunnen-Absenktrichter in der Geest-Süßwasserlinse des Höhbecks zu einer Störung des Tauchgleichgewichtes der Süß-/Salzwassergrenze, so dass es umgehend zu partiellen Salzwassereinbrüchen aus der Tiefe, dem Salinar „Gorleben“, kommt.

 

 

Abb.17: Hydrogeologischer Schnitt Göhrde zur Elbe-Jeetzel-Niederung mit mineral und hot spots im Bereich des Salinars „Gorleben“ (aus: ORTLAM 2000).

 

Bereits nach den Bohrkampagnen im Jahre 1970 konnten die tief in das Salinar „Gorleben“ eingeschnittenen Laaser und Gorlebener Rinnen und die darin aktiven chloridisch-sulfatischen Laugungsprozesse am Salinartop klar erkannt werden. Außerdem fehlen hier die in Nord-Niedersachsen weit verbreiteten tonig-schluffigen und bis zu 1.000m mächtigen Deckschichten des Tertiärs aufgrund der pleistozänen Rinnenerosionen, die nicht nur den Caprock, sondern bis auf 300m Tiefe das unverritzte Salinar bloßlegten (Abb. 17). Die in den Rinnen vorliegenden Lauenburger Schichten stellen wegen ihrer stark variierenden Kornspektrums und dem daraus resultierenden Treppenhaus-Leakage-Systems keine trennende Einheit (= Aquiclude) von Salino- und Hydrosphäre dar, was durch das zahlreiche Auftreten der mineral und hot spots darüber in der Elbe-Jeetzel-Niederung belegt wird. Hydro- und Salinosphäre sind heute also über dem Salinar „Gorleben“ aktiv miteinander verkoppelt, was bei der Auswahl eines Endlagers für kritische Stoffe unbedingt zu vermeiden ist.

Diese Erkenntnisse lagen für das Salinar „Gorleben“ spätestens im Jahre 1970 vor, wurden jedoch bei der rein politischen Entscheidung als Erkundungsstandort im Jahre 1977 und später von den politischen Entscheidungsträgern (u. a. MP Dr. Albrecht, Hannover) unverständlicherweise nicht beachtet. Außerdem besteht aufgrund der dargelegten Genese der pleistozänen Rinnen die Gefahr einer metasomatischen, selektiven Ausspülung von leicht löslichen Kaliflözen (z. B. Carnallit) unter dem Salzspiegel bis in Tiefen von 1.000m, wie dies bereits zwischen 300m und 400m Tiefe durch die Bohrungen GoHy 1301-1305 nachgewiesen werden konnte (Abb. 17). Sollte das Salinar „Gorleben“ – wider den zahlreichen geowissenschaftlichen Erkenntnissen – doch noch als Endlagerstandort ausgewählt werden, droht -- sehenden Auges – ein zweiter Fall „Asse“ mit noch weitaus schlimmeren Konsequenzen für alle nachfolgenden Generationen.

 

 

Abb.18: Hydrogeologisch-geothermaler Schnitt entlang der Gorlebener Rinne mit mineral und hot spots (Pfeile; verändert nach KLINGE et al. 2007)

 

Das BGR-Modell des Salzwassertransports an der Basis der Gorlebener Rinne nach Nordosten sowie nach oben durch die Lauenburger Schichten ist grundsätzlich richtig, muss jedoch unter den neuen Erkenntnissen des DGH- und des Treppenhaus-Leakage-Effektes (= TL-Effekt) insofern modifiziert werden wie dies meine nachfolgenden Ergänzungen andeuten (Abb. 18). Auch sollten alte und neue Ergebnisse im Hause NLfB/BGR umfangreicher und vollständig genutzt werden, um bessere Grundlagen zur Entscheidungsfindung für einen etwaigen zukünftigen Endlagerstandort zu haben. Dieser kann aus geowissenschaftlicher keineswegs das Salinar „Gorleben“ sein. Es gibt genügend mächtige Salinar-Formationen mit unverritzten, mächtigen bindigen Deckschichten in Nord- und Süddeutschland, die einer Endlagererkundung unter vorgegebenen objektiven Kriterien objektiv standhalten könnten. „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!“

 

 

Abb. 19: Grundwasser-Höhengleichenplan im Bereich des Salinars „Gorleben-Rambow“ mit einer Grundwasser-Transfluenz unter der Elbe zur Löcknitz als Hauptvorfluter (korrigiert und verändert nach KLINGE et al. 2007).

 

Bei genauer Betrachtung resultiert auch im Elbebereich eine verbesserte Darstellung der Grundwasserhöhengleichen (Abb. 19) mit der Stornierung einer eingezeichneten Grundwasserscheitelung jenseits der Elbe (KLINGE et al 2007). Es liegt nämlich hier eine recht seltene Grundwasser-Transfluenz unter der Elbe von Süden nach Norden zur Löcknitz, einem ehemaligen Elbelauf zwischen Schnackenburg und Dömitz, als Hauptvorfluter vor. Die heutige Elbe exfiltriert also hier in den oberen Grundwasserleiter der rechten Elbeaue und fungiert in diesem Flussabschnitt nicht als Grundwasser-Vorfluter. Dieses wichtige Ergebnis sollte zukünftig in seiner Tragweite unbedingt berücksichtigt werden.

 

3. Ausblick

 

Abschließend lassen sich folgende Defizite bei der Erkundung des Salinars „Gorleben“ als möglicher Endlagerstandort hoch brisanter Abfälle feststellen, die z. T. über die kritischen und berechtigten Ausführungen von GRIMMEL (1984/85, 1993 und 2006) und DUPHORN (1986 und 1987) noch hinausgehen:

 

  1. Bisher keine fachlich ausreichend begründete Entscheidung zum Standort
  2. Nichtberücksichtigung der tatsächlichen Wirkungsaureole des Salinars „Gorleben-Rambow“, vor allem nördlich der Elbe (u. a. KELLER 2007, KLINGE et al. 2007, KÖTHE et al. 2007)
  3. Nichtberücksichtigung vorhandener geowissenschaftlicher Erkenntnisse vor dem Jahre 1977 durch Politik, Industrie und Wissenschaft (u.a. KELLER 2007, KLINGE et al. 2007, KÖTHE et al. 2007)
  4. Keine faktennahe Abklärung der wichtigen Genese pleistozäner Rinnen, selbst nicht in rezenten, einschlägigen Publikationen (BURVAL WORKING GROUP 2006, KELLER 2009)
  5. Nichtberücksichtigung des edaphisch bedingten Tiefganges pleistozäner Rinnen (KELLER 2009)
  6. Nichtberücksichtigung des DGH-Effektes (KELLER 2007)
  7. Nichtberücksichtigung des Treppenhaus-Leakage-Effektes (= TL-Effekt, u. a. in pleistozänen Rinnen, KELLER 2007, 2009))
  8. Fehlen von mächtigen, bindigen Deckschichten des Tertiärs als wichtige Barriere zwischen Hydro- und Salinosphäre (= TL-Effekt)
  9. Nichtberücksichtigung des bestehenden, aktiven Kurzschlusses von Hydro- und Salinosphäre auf dem Salinar „Gorleben-Rambow“ (= TL-Effekt)
  10. Aktive Dauerlaugung des Salinars , nachgewiesen durch zahlreiche mineral und hot spots in der Elbe-Jeetzel-Niederung sowie durch die einschlägigen Berechnungen von BRÜHL & FABER (1983). Das ursprüngliche und später wieder revidierte Vorkommen von jungem Tritium im Aquifer der Rinnensohle ist m. E. nicht zweifelsfrei geklärt und sollte wegen seiner Bedeutung als Jung-Tracer erneut überprüft werden.
  11. Nichtberücksichtigung der Grundwasser-Transfluenz unter der Elbe zur Löcknitz als Hauptvorfluter
  12. Gefahr von metasomatisch eingespülten, pleistozänen Kies-/Sand-Strängen in leichter löslichen Kali-Flözen des Salinars bis >1.000m Tiefe mit erhöhter Gefahr der Kontaktnahme mit der Hydrosphäre. Wasseraustritte im Erkundungsbergwerk „Gorleben“ in etwa 800m Tiefe könnten diese Kontakte bestätigen. Vermutlich spielen sich im Salinar „Asse“ schon ähnliche Vorgänge ab, die ein baldiges Absaufen der Bergwerksanlage provozieren.
  13. Nichtberücksichtigung des erheblichen Kohlenwasserstoffpotentials (Erdgas und –öl) im Salinar.
  14. Nach Ablauf des 10-jährigen Moratoriums sollten unverzüglich neue geeignetere Salinarstandorte – neben anderen sicheren Lagerstätten (z. B. die halbfesten tertiären Tone und Schluffe in Nord- und Süddeutschland) ergebnisoffen erkundet werden, die unabdingbaren und vorher festzulegenden Mindestkriterien genügen müssen (AkEnd 2002)
  15. Nachweis zur ungefährdeten Dauerlagerung von hochradioaktiven Stoffen im Steinsalz eines Salinars ohne dessen radiolytische Zersetzung (VEINSHTEIN & DEN HARTOG 2000), um die bisherigen Laboruntersuchungen im Salinar zu bestätigen oder zu widerlegen
  16. Keine Prüfung der Rückholbarkeit der Endlager-Gebinde innerhalb von 100 Jahren, um eventuell fehlerhaftes Handeln auszugleichen bzw. neue physikalische Erkenntnisse (u. a. Transmutation) einzusetzen und dadurch das Gefahrenpotential zu minimieren.
  17. Keine Prüfung einer möglichen Wiederbelebung verstärkter Salzaufstiegsraten durch die induzierte Endlager-Temperaturanomalie – bedingt durch HAW´s -- im Salinar.

 

Insofern ist es mehr als bedenklich, wenn erneut (im Jahre 2010) politisch gefärbte Gutachten von einem Umweltministerium vergeben werden, um die damalige (rein politische) Standortauswahl für „Gorleben“ im Nachhinein zu rechtfertigen, zumal die primär ausschlaggebenden geowissenschaftliche Kriterien von einem Historiker .(Dr. Anselm TIGGEMANN) wohl kaum in ihrer Tragweite beurteilt werden können, wenn sich schon viele Geowissenschaftler mit dieser komplexen Materie recht schwer tun. Wie wird da mit Verantwortlichkeiten gegenüber zukünftigen Generationen umgegangen? Solche (durchsichtigen) Vorgänge sollten allmählich im Sande verlaufen, und die aufsichtsführenden Behörden endlich ihre originäre Aufgaben (u. a. Fürsorgepflicht, Daseinsvorsorge) wahrnehmen, Kernkraftwerke erst dann weiterlaufen zu lassen, wenn die sichere Endlagerung in einem transparenten und offenen Untersuchungsvorgang gewährleistet ist. Die Kernkraft wäre nämlich erst dann in den 60er Jahren genehmigungsfähig gewesen, wenn primär ein Nachweis für eine sichere Endlagerung der diversen radioaktiven Abfallstoffe für die Kernkraftwerkbetreiber erbracht worden wäre. Dies unterblieb jedoch mit grober Fahrlässigkeit bei der staatlichen Aufsicht -- unter Berücksichtigung des einleuchtenden Verursacherprinzips!

Ich bin aber als Geowissenschaftler überzeugt, dass es Standorte mit der geforderten Einschlussdauersicherheit von etwa einer Million Jahren in Deutschland geben wird. Ein hochaufragendes, unverritztes und erdbebensicheres Salinar mit ausreichendem Steinsalzvolumen, keiner störenden pleistozänen Rinne (wie auf dem Salinar „Gorleben“, was seit 1969 bekannt ist), mit >500m mächtigen bindigen Deckschichten des Tertiärs als wichtige Lockergesteinsaquiclude (nicht verwirklicht im Bereich des Salinars „Gorleben“) und eventuell einem selbstabdichtenden Salzspiegel sollte die unabdingbaren und vorher festzulegenden, geowissenschaftlichen Bedingungen erfüllen. Letztere Bedingung mit dem neuen Aspekt eines selbstabdichtenden Salzspiegels als zusätzliche Geo-Barriere könnte bei der anstehenden Voruntersuchung geeigneter Salinare sehr kostengünstig und relativ schnell durch eine Geochemische Kartierung des oberen Grundwasserleiters mit Hilfe des Rollenden Peilrohres und unter Berücksichtigung des DGH-Effektes erarbeitet werden. Insofern ergäben sich dann folgende sechs Geo-Barrieren, die in Anlehnung an ORTLAM (1990a) geogen und anthropogen kaum außer Kraft gesetzt werden können:

 

  1. Salinare Barriere (mächtiger reiner Steinsalzkörper ohne Einfaltungen anderer salinarer Komponenten wie z. B. Kali-Flöze, Anhydrit, Gips, Ton)
  2. Salzspiegel-Barriere (Ausbildung einer selbstabdichtenden Ton-Schicht an der Caprock-Basis), nachgewiesen am Salinar „Lesum“ im Bremer Becken durch die röntgenartige Geochemische Grundwasser-Kartierung mit Hilfe des „Rollenden Peilrohres“ und den Erkenntnissen des DGH-Effektes (ORTLAM & SAUER 1993 und 1999, bzw. ORTLAM 1989)
  3. Geologische Barriere (>500m bindige Deckschichten des Tertiärs, ausreichende Tiefenlage des Endlagerbereiches, >1.000m). Die Abdichtung der Zugangsschächte von der Hydrosphäre zum Endlagerstandort im Salinar muss dauerhaft gewährleistet sein
  4. Physikalische Barriere (geringste Permeabilitäten des Salzspiegels und der bindigen Deckschichten des Tertiärs, <10-12m/s in vertikaler Richtung)
  5. Kristallographische Barriere (hohes Adsorptionspotential der Tonminerale des Salzspiegels und der bindigen Deckschichten des Tertiärs)
  6. Hydraulische Barriere (Nutzung des DGH-Effektes zur Blockade von nach oben gerichteten Wasserpfaden über dem Salinar)

 

Diese genannten Kriterien decken und ergänzen die bereits grundlegend erarbeiteten Aspekte zum Auswahlverfahren für Endlagerstandorte (AkEnd 2002) in wichtigen Punkten. Es gibt jedoch in Deutschland noch andere geologische Alternativen und Standorte, die außerhalb der granitoiden Modelle angesiedelt sind und rechtzeitig eingebracht sowie objektiv und ergebnisoffen – ähnlich wie in der Schweiz und in Frankreich -- untersucht werden sollen, bevor eine endgültige Entscheidung zum Endlagerstandort fallen wird. Hierbei sollten nicht allzu früh die bedeutenden Ton- und Schluff-Vorkommen des Tertiärs in Nord- und Süddeutschland (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern) ohne ausreichende Begründung außer acht gelassen werden (HOTH, WIRTH, REINHOLD, BRÄUER, KRULL, FELDRAPPE 2007, KELLER 2009), zumal sie den vor genannten Kriterien (u. a. AkEnd 2002) durchaus entsprechen würden. Die Bergwerkstandfestigkeit ließe sich anhand vorliegender Erfahrungen beim Schachtabteufen in den halbfesten und kluftlosen tertiären Tonen (u. a. Kalischächte im Süd-Elsass (Colmar-Mulhouse) und im südlichen Breisgau (Buggingen), Schacht „Staffhorst“ nordwestlich Nienburg) vorläufig und ohne großen Aufwand beurteilen. Die Zeit ist jedoch in Zukunft unser kostbarstes Gut, zu viel davon wurde bisher mit taktischen, politischen Spielen unter dem massivem Lobbyismus der einschlägigen Industrie vertrödelt. Dazu ist das Thema viel zu ernst! Bauen wir also eine echte Lagerstätte, indem wir der Natur über die Schultern schauen (= Geo-Mimikrie).

Allerdings müssen auch Überlegungen zur Rückholbarkeit hochradioaktiver, endgelagerter Gebinde unter dem Aspekt neuer technologischer Entwicklungen (u. a. Transmutation mit deutlicher Verkürzung der Halbwertszeiten) beachtet werden. Dabei könnte auch an ein oberflächenahes Endlager unter Beachtung des einschlägigen DGH-Effektes zum Schutz des Grundwassers gedacht werden.

Der Bau von Kernkraftwerken hätte in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts niemals ohne den Nachweis einer sicheren Endlagerung staatlich genehmigt werden dürfen. Was dabei passieren kann, zeigen die bekannten Ereignisse in Majak/UdSSR (1957), Sellafield/Windscale/England, Harrisburg/USA (1978) und Tschernobyl/UdSSR (1986) sowie die noch ziemlich unbekannten Ereignisse im Dunstkreis der Barents-See und Nowaja Semlja/UdSSR. Als jüngster GAU – ebenfalls außerhalb einer staatlichen Kontrolle der eigentlich zuständigen amerikanischen Umweltbehörde -- vollziehen sich die massiven Öl-Eruptionen im Golf von Mexico vor der Südküste der USA, ein nachhaltiger Abschiedsgruß der (Öl-) Regierung G. W. BUSH/D. CHENEY an die Amerikanische Nation und die Weltgemeinde. Ein wahrhaft abschreckendes Beispiel zum Abgewöhnen und zum Lernen! Es bestätigt jedoch wieder einmal meine frühere Erkenntnis bzw. Aussage, dass die Menschheit und die Politik nur auf Katastrophen reagieren und erst dann zum adäquaten Meinungsumschwung bereit sind. Meine Aussage aus dem Jahre 1983 ist mehr denn je aktuell: “Sollte die Menschheit bis zum Jahre 2050 nicht in der Lage sein, mit dem natürlichen Kredit der fossilen Energien sich die Solar- und Geo-Energie als zukünftige Energieträger nutzbar zu machen, dann hat der Homo sapiens sapiens seine Daseinsberechtigung weitgehend auf dieser Erde verspielt.“ Abschließend zwei für unser Problem bedeutende und treffende Zitate von Johann Wolfgang von GOETHE (1749-1837) bzw. vom großen Naturforscher Alexander von HUMBOLDT (1769-1859):

 

„Es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit!“

 

Die gefährlichste Weltanschauung ist jene, die von Unkundigen verbreitet wird, die die Welt nicht geschaut haben!“

 

Wo ein Wille ist, da gibt es auch einen Weg, jedoch sollte der heilige St. Florian nicht immer als Wegbegleiter dienen, ansonsten werden die dümmsten Projekte nach dem Turmbau zu Babel regelrecht provoziert und noch teurer inszeniert, wobei dieses babylonische Projekt damals, Gott sei Dank, nur lokale und vorübergehende Auswirkungen hervorrief. Die Sackgasse der global bestehenden Atomkraftwerke ist danach weitaus gravierender zu beurteilen, besonders unter dem Aspekt des viel zu großen Restrisikos seit Mayak/UdSSR (1957), Windscale/GB, Harrisburg/USA (1978), Tschernobyl/UdSSR (04/1986) und Fukoshima/Japan (03/2011) sowie der totalen Verblendung der staatlichen Aufsichtsbehörden bei der bisher primär fehlgeschlagenen Forderung zum sicheren Endlager-Nachweis radioaktiver Abfallstoffe vor dem Bau von Atomkraftwerken.

 

4. Danksagung

 

Der ehemalige Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Herr Dr. R. von WEIZSÄCKER, gab mir durch sein couragiertes, überlegtes Handeln und seine direkten Aufmunterungen immer wieder Beispiel für aufrechtes Tun in unserer Gesellschaft als Verpflichtung für zukünftige Generationen. Dies trifft vor allem für das vorliegende Thema zu.

Bei der Umsetzung (= Scannen) der zahlreichen Abbildungen waren dankenswerterweise Frau St. FISCHER und Herr J. HUBER von der Fa. CAPAZ GmbH (Direktor Dr. G. KOCH, Oberkirch) dem Autor sehr behilflich. Auch gedenke ich gerne der intensiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Hamburger Wasserwerken (u. a. Herr Dr. MENG) und den Stadtwerken Bremen und Bremerhaven (u. a. Herr Dr. EBERHARD bzw. Herr KAUTZ) bei vielen Großprojekten zur nachhaltigen Wasserversorgung Hamburgs, Bremens und Bremerhavens, die zu weitreichenden Erschließungsprojekten mit einer stark erweiterten, nachhaltigen Trinkwasserversorgung führten (u. a. Wasserwerke in der Nordheide, in Blumenthal/Vegesack, in Langen/Leherheide/Wulsdorf/Bexhövede), sowie deren freundliche Zustimmungen zur Publikation der verschiedenen Teil-Ergebnisse des Autors.

 

5.Schrifttum

 

Anmerkung: Um den Umfang meiner (damals) unveröffentlichten NLfB-Berichte über die hydrogeologischen Erkundungen im Raum Lüchow-Dannenberg mit dem Salinar „Gorleben“ bis zur (politischen) Entscheidung zur Erkundung „Gorleben´s“ im Februar 1977 durch den damaligen Niedersächsischen Ministerpräsidenten Dr. Albrecht zu dokumentieren, wurden diese („Grauliteratur“) in das nachstehende Verzeichnis zur Dokumentation und Beleg mit aufgenommen. Sie sind m. W. im Archiv des N.L.f.B. (heute: L.B.E.G., Hannover) von jedem Fachinteressierten zwischenzeitlich einsehbar. Auf der anderen Seite ist es jedoch bezeichnend und lässt tief blicken, dass meine zahlreichen Berichte und Publikationen vom Hause BGR/NLfB (Hannover) bisher keiner Erwähnung wert waren, was nicht dem wissenschaftlichen Stil einer forschenden Institution bei einem so wichtigen Thema der Endlagerung kritischer Stoffe entsprechen sollte. Nichtsdestotrotz bin ich dafür dankbar, weil diese negativen und keineswegs fürsorglichen Aspekte mir in der Vergangenheit genügend Anreiz verschafften, weiter zum Thema entsprechende Forschungen durchzuführen in der schnellen Erkenntnis, dass das Bremer Becken und die Elbe-Jeetzel-Niederung mit ihren Salinaren einen nahezu identischen geowissenschaftlichen Aufbau repräsentieren. Auch die etlichen z. T. amtlich gesteuerten und gedeckten Plagiate (u. a. BENDA, KUSTER, K. D. MEYER, SCWERDTFEGER) über die umfangreichen Erkenntnisse meiner zahlreichen Bohrkampagnen zwischen 1966 und 1972 sowie meine -- amtlich mehrfach subtil abgeblockten -- Publikationsversuche empfand ich indirekt als Ehre und nachträgliche Auszeichnung meiner geowissenschaftlichen Erkundungen und Ideen, die sich alle später als richtig erwiesen und zwischenzeitlich klammheimlich als Allgemeingut verwendet werden. Man wächst eben auch an den Widerständen der altbekannten (ehemals preußischen) „Landeskirche“ (Prof. Dr. E. BECKSMANN, Freiburg/Brsg., freundliche Mitteilung aus dem Jahre 1972). »Honi soit, qui mal y pense!»

 

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Erst-Publikation: 2010; Fassung: 03/2013

 

Anschrift des Autors und Copyright: Prof. Dr. Dieter ORTLAM, Dipl.-Geologe, Hydrogeologe und Glaziologe; Postfach 102701; D-28027 Bremen